Der marianische Segenskreis (Loreto 13. Mai 1982)

Am heutigen 13. Mai wollen wir uns dankbar daran erinnern, dass von Fatima unsagbar viel Segen ausgegangen ist. Der Papst will am heutigen 13. Mai persönlich in Fatima der lieben Gottesmutter danken, dass sie ihn am 13. Mai 1981 beim furchtbaren Attentat, das auf ihn von einem fanatisierten Mohammedaner ausgeübt wurde, wunderbar beschützt und beschirmt hat und dass sie ihn auch in diesem für ihn sehr schmerzlichen und leidvollen Jahr seit dem 13. Mai 1981 für zahllose Menschen zum Segen werden ließ.

Diese Überlegungen im Zusammenhang mit dem 13. Mai 1981 und mit der Pilgerfahrt des Papstes nach Fatima zum heutigen 13. Mai 1982, zu diesem 65. Tag, an dem Maria, die unbefleckt empfangene Gottesmutter in Fatima zum ersten Mal von den drei Hirtenkindern Lucia, Jacinta und Franzisco erschienen ist, brachte mich auf den Gedanken, heute einmal über den Marianischen Segenskreis zu sprechen.

Da geht es um den weltweiten Zusammenschluss marianisch gesinnter Menschen, denen es aufgegangen ist, wie sie durch ein nach dem Vorbild Mariens geformtes Christenleben für die anderen Menschen zum Segen werden sollen. Es wird in der Welt so viel geflucht und verflucht, woraus unsagbar viel Unsegen und Unheil fließt.

Da müsste es doch dem gegenüber Menschen geben, die darauf bedacht sind, durch eifriges Gebet, durch würdigen Sakramentenempfang und durch häufige Teilnahme am hl. Messopfer viel Segen zu empfangen, um so dann selber zum Segen zu werden für die Mitmenschen und Segen zu spenden als Gegenmittel gegen den Unsegen und Fluch, der seit der Ursünde vom Bösen Feind und seinen Helfershelfern ausgeht.

Es gehören heute schon x-tausende Katholiken, Laien, Ordensleute und Priester in aller Welt dem Marianischen Segenskreis an, die darauf bedacht sind, 1. Segen zu empfangen, 2. selber zum Segen für viele zu werden, 3. den Unsegen zu bekämpfen, 4. Segen zu spenden und das alles zu tun im Sinn eines Segensbündnisses mit Maria; das Kennzeichen dafür ist dann das Tragen der Wundertätigen Medaille, von der seit damals, als sie im Auftrag der Gottesmutter, den sie an die hl. Katharina Labouré ergehen hatte lassen, erstmalig geprägt worden ist, unsagbar viel Segen ausgegangen ist.

Ich kann nur ehrlich zugeben: Als ich das 1. Mal vom Marianischen segenskreis hörte, gefiel mir diese großartige Idee und ich schloss mich dem Marianischen Segenskreis an in der Überzeugung: Diese Tausenden und Abertausenden von gläubigen Katholiken, die sich im MSK zusammengeschlossen haben, könnten wirklich in unserer Zeit dem Fluchen und Verfluchen den Segen und das Segnen entgegensetzen, der Maledeiung die Benedeiung durch jene, von der es im Engelsgruß des Ave Maria hießt, dass sie selbst die „Gebenedeite unter den Frauen“ ist, weil aus ihr der kostbarste Segen, die gebenedeite Frucht ihres Leibes, Jesus, hervorging, in welchem alle Völker und Menschen der Erde gesegnet sin, nachdem sich diese gebenedeite Leibesfrucht Mariens, unser Herr Jesus Christus, selber zum Fluch gemacht hat im Sühnetod am Kreuz, um von uns Menschen den Fluch der Sünde, der ewigen Verdammnis und der Knechtschaft des Teufels hinwegzunehmen.

Denken wir einmal darüber nach, was Segen und segnen eigentlich bedeutet, wo wir doch so sehr auf den Segen von oben angewiesen sind, dass unsere Vorfahren das Sprichwort geformt haben: „An Gottes Segen ist alles gelegen!“

Ich gehe da immer gerne der etymologischen Bedeutung der Wörter und ihrer Herkunft nach. Versuchen wir es auch beim Wort „Segen“ und „Segnen“. Unser deutsches Wort „Segen“ (althochdeutsch: „segan“) ist von dem schwachen Zeitwort „segnen“ (althochdeutsch „seganon“) abgeleitet. Dieses Zeitwort „segnen“ ist hinwieder ein Lehnwort aus dem lateinischen Zeitwort „signare“ = „zeichnen“ nämlich das „signum crucis“ = das Zeichen des Kreuzes; so empfingen unsere Vorfahren den Segen: es wurde über sie das Zeichen des Kreuzes gemacht; so segneten sich unsere Vorfahren: sie machten über sich das Zeichen des Kreuzes; und aus dem lateinischen „signare“ (Fremdwort: „signieren“) ist dann das deutsche Wort „segnen“ geworden.

In den Sprachen der Hl. Schrift des NT ist es etwas anders: da steht im Griechischen das Wort „eulogein“, im Lateinischen das gleichbedeutende Wort „benedicere“, was in beiden Fällen eigentlich bedeutet: „benedicere“ = gut sprechen, nämlich über jemand, jemandem Gutes zusagen, verheißen, und zwar im Namen dessen, der das Gute diesem Menschen und allen Menschen geben kann, also im Namen Gottes und im Namen dessen, der uns Menschen das Heil, das wir durch die Sünde verscherzt haben, wieder verdient hat, unser Heiland Jesus Christus.

Das Wort „benedicere“ kennen wir aus dem Ave Maria, wo es von der jungfräulichen Gottesmutter und ihrer göttlichen Leibesfrucht heißt, sie seien „benedicta“ – „gebenedeit“ – gesegnet, dann auch gepriesen, weil sie voll Segen für sich und andere Menschen sind.

Die Hl. Schrift, die oft vom „Segen“ und vom „Segnen“ spricht, versteht darunter die Zuwendung von Heilsgütern, d.h. von allem, was uns an Leib und Seele zum Heile gerecht.

Der Spender des Segens ist dabei zu allererst Gott selbst. Von ihm geht aller Segen aus. So heißt es gleich am Anfang der Hl. Schrift im Buch Genesis 1,28: „Gott segnete die ersten Menschen und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde und macht sie euch untertan!““ Hier sagt Gott also den ersten Menschen als Segen die Fruchtbarkeit zu und übergibt ihnen die Erde, um sie zu bewohnen und segenbringend zu gestalten und allen Fluch von ihr fernzuhalten.

Zum Stammvater des auserwählten Volkes, zu Abraham, der ja auch für uns „Vater des Glaubens“ ist, sprach Gott: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein!“ (Gen 12,2). Es ist das eine der allerschönsten Schriftstellen über „Segen“ und „segnen“, über die man oft meditieren sollte.

Im Auftrag Gottes und in seinem Namen haben dann die alttestamentlichen Patriarchen ihre Söhne und Nachkommen gesegnet. So segnete (Gen 27,27f) der Patriarch Isaak seinen Sohn Jakob.

Besonders schön ist in der Hl. Schrift (Gen 48, 15f) der Segen des Patriarchen Jakob über die beiden Söhne des ägyptischen Joseph Ephräm und Manasse „Der Gott, vor dessen Angesicht meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte war, seit ich bin, bis zum heutigen Tag, ...der mich erlöst hat aus aller Not, er segne diese Knaben. In ihnen soll mein Name und der meiner Väter Abraham und Isaak fortleben, sie sollen zahlreich werden und sich mehren auf Erden.“

Der vom Patriarchen verliehene Segen soll sich auf seine ganze Nachkommenschaft erstrecken.

In der Schlussrede des Moses vor seinem Sterben werden dessen Segensverheißungen für das Volk Israel so ausgesprochen (Deut 28,1 ff): „Wenn du der Stimme Jahwes, deines Gottes, getreulich gehorchst, indem du alle seine Gebote, die ich dir heute anbefehle, beobachtest, so erhebt dich Jahwe, dein Gott, hoch über alle Völker der Erde und über dich kommen all die nachfolgenden Segnungen und treffen bei dir ein, wenn du auf die Stimme Jahwes, deines Gottes, hörst. Gesegnet bist du in der Stadt und gesegnet auf dem Felde! Gesegnet ist die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Bodens, die Frucht deines Viehs, der Wurf deiner Rinder und die Tracht deiner Schafe. Gesegnet ist dein Brotkorb und deine Backschüssel. Gesegnet bist du, wenn du kommst, und gesegnet bist du, wenn du gehst... Jahwe entbietet den Segen, dass er mit dir sei in deinen Speichern und bei allem Schaffen deiner Hände, und er segnet dich in dem Lande, das dir Jahwe, dein Gott, verleiht!“

Und das Wort, das Moses an das Volk Israel gerichtet hat, nachdem er ihm nochmals die Gebote Gottes eingeschärft hatte, lautet: „Seht, ich lege euch heute Segen und Fluch vor: den Segen, so ihr den Geboten Jahwes, eures Gottes, die ich euch heute anbefehle, gehorcht; den Fluch, wenn ihr den Geboten Jahwes, euren Gottes, nicht gehorcht, sondern von dem Wege abweicht, um hinter anderen Göttern herzulaufen, die ihr nicht kennengelernt habt...“ (Deut. 11,26)

Der alttestamentliche Priester hatte dann den Gottesdienst immer mit dem dreifaltigen Segenüber das Volk zu schließen; so heißt es im alttest. Buch Numeri 6,22: „Und Jahwe sprach zu Moses also: „Sprich zu Aaron und seinen Söhnen: „So sollt ihr die Israeliten segnen, indem ihr zu ihnen sagt: der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Antlitz über dir leuchten und sei dir gnädig! – Der Herr erhebe sein Antlitz hinzu dir und schaffe dir Heil! Sie (die Priester) sollen so meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich werde sie segnen!“

Greifen wir jetzt nochmals auf den Patriarchen Abraham zurück, der bei allen Schicksalsschlägen doch unerschütterlich an den ihm verheißenen Segen Gottes glaubte und der von dem überzeugt war, was Gott zu ihm gesagt hatte mit den Worten: „Ich will dich zu einem großen Volk machen. Ich will dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich werde segnen, die dich segnen und jene verfluchen, die dich verfluchen!“

„Ich will dich segnen... Und du sollst zum Segen werden!“ Abraham ist zum Segen geworden vor allem in seinem größten Nachkommen, im Messias, im menschgewordenen Sohn Gottes und Heiland der Welt Jesus Christus. In diesem seinem Nachkommen ist Abraham wirklich zum Segen für Unzählige geworden. Er, der am Anfang des Mt 1,1 ausdrücklich „Sohn Abrahams“ genannt wird, führt seinen menschlichen Stammbaum tatsächlich auf Abraham zurück, obwohl er in seiner Gottheit von sich sagen konnte: „Ehe Abraham ward, bin Ich.“ Am Ende seines Stammbaumes aber steht jene, von der es in der Hl. Schrift ausdrücklich heißt, dass sie unter allen Frauen die am meisten Gesegnete, die gebenedeite unter den Frauen ist; und gebenedeit ist die Frucht ihres Leibes Jesus!

Dieser Sohn Mariens, der zugleich Sohn Abrahams und Sohn Gottes ist, hat durch sein Sühnopfer am Kreuz den Fluch von uns Menschen genommen und ist dadurch für uns zum Segen in Fülle geworden.

Darum schreibt der hl. Paulus im Gal 3,13d: „Christus hat uns von dem Fluch des Gesetzes losgekauft, indem Er selbst für uns zum Fluch geworden ist; steht doch geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holze hängt!“ So sollte zu den Heiden der SEGEN ABRAHAMS kommen in Christus Jesus, so sollten wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfangen.“ Der hl. Petrus aber hat in seiner ersten Pfingstpredigt, wie sie uns in Apg 3,25ff aufgezeichnet ist, zu den Juden gesagt: „Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit euren Vätern geschlossen hat, als Er zu Abraham sprach: „Und in deiner Nachkommenschaft werden alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.“ Für euch (Juden) zuerst hat Gott (Vater) seinen Knecht (und Sohn Jesus Christus) auferweckt und gesandt, euch zu SEGNEN dadurch, dass Er jeden von euch von seinen Missetaten abwandte.“

Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, ist also der Vermittler des dem Abraham verheißenen Segens des himmlischen Vaters. Er ist, weil Er selbst zuerst im Sühnopfer am Holz des Kreuzes zum Fluch geworden ist, SEGEN und SEGENBRINGER in Fülle geworden – zuerst für die Glieder des auserwählten Volkes, wenn sie im Glaubensgehorsam den SEGEN und den SEGENBRINGER Jesus Christus annehmen und dann für die Heiden...

In der Apostelgeschichte (Apg 10,38) heißt es von unserem Herrn Jesus Christus: „pertransiit benefaciendo (Er ging Wohltaten spendend, Gutes tuend) durch die Lande. Der Verfasser der Apostelgeschichte, der Evangelist Lukas, hätte aber genauso gut von Jesus Christus schreiben können: „Pertransiit benedicendo (Er zog SEGNEND durch die Lande)“

Wahrlich, Jesus Christus ist zum SEGEN geworden und Er hat GESEGNET und den Segen des himmlischen Vaters in Worten und Taten auf die Menschen herabgezogen.

Mindestens viermal wird nun in den Evangelien ausdrücklich berichtet, dass Jesus gesegnet hat:

1. Jesus hat die Kinder gesegnet. Bei Mk 10,16 heißt es: „Und man brachte Kinder zu Ihm, damit Er sie berühre. Die Jünger aber fuhren diejenigen an (die die Kinder herbeibrachen, also die Mütter der Kinder). Als aber Jesus das sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: „Lasst doch die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht! Denn ihrer ist das Himmelreich. Amen, ich sage euch: wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineingelangen. Und er schloss die Kinder ins eine Arme und SEGNETE sie, indem er ihnen die Hände auflegte.“

Der Evangelist Mk allein hat hier den ergreifend menschlichen Zug festgehalten, dass Jesus die Kinder zärtlich in seine Arme geschlossen hat und sie durch Handauflegung gesegnet hat. In dieser Gebärde offenbart sich die tiefe Herzlichkeit und Liebe, aus der heraus Jesus vor allem den Kindern seinen Segen erteilt hat.

Und er opferte gerne die verdiente Ruhe nach einem anstrengenden Arbeitstag, um die Kinder, die man zu ihm brachte, noch zu segnen. Und er wurde den Aposteln beinahe böse, weil sie die Mütter hindern wollten, die Kinder noch zu ihm zu bringen, damit er sie segne. Wie hoch muss hier Christus also den Segen, den er den Kindern noch spenden wollte, eingeschätzt haben!“ Wenn Jesus die Kinder segnete, dann wollte er damit sagen: der Vater lasse euch wachsen und gedeihen! Er gebe euch Glück! Er mache eure Hoffnungen wahr! Er schenke euch Frieden! Er gebe euch Gesundheit des Leibes und das Heil der Seele! Er mache euch zu reifen, erwachsenen Menschen, zu Söhnen und Töchtern eures himmlischen Vaters! Er lasse euch den Sinn des kurzen Erdenlebens erfassen und verwirklichen!

Segnen auch wir immer wieder die Kinder, die uns anvertraut sind in der Familie, in der Erziehung, in der Schule! Machen wir es hier der Kirche nach, die in der Nachfolge des göttlichen Kinderfreundes eine eigene Kindersegnung in ihrem Rituale Romanum vorgesehen hat und vor allem durch die Bischöfe bei ihren Visitationen in den Pfarrgemeinden praktizieren lässt! „Welch Geheimnis ist ein Kind!“ So singt der Dichter Clemens Brentano in seinem ergreifenden „Lied vom Kind“ Geduld haben mit den Kindern, sie lieben, sie segnen!

2. Jesus hat die Kranken gesegnet: Er hat so mache von ihnen wunderbar geheilt. Jene aber, die er nicht geheilt hat, hat er aber sicher gesegnet und ihnen dadurch Trost vermittelt und Kraft, ihr Leid tapfer und gottergeben tragen zu können. Gewiss ist von der Segnung der Kranken durch Jesus nirgendwo ausdrücklich in den Evangelien die Rede, aber ich kann mir’s bei ihm, der sein eignes Sakrament für die Kranken eingesetzt hat, gar nicht anders vorstellen. Ich lese von dieser Krankensegnung durch Jesus in jenem zusammenfassenden Bericht bei Mk 1,32-33, wo es nach dem Tagewerk Jesu in Kapharnaum heißt: „Als es aber Abend geworden war, nach Sonnenuntergang, brachte man alle Kranken und Besessenen zu ihm. Die ganze Stadt war an der Tür (des Hauses des Simon Petrus) versammelt. Und er heilte viele, die an Krankheiten aller Art litten, und er trieb viele Dämonen aus.“ Da ist sicher niemand zu kurz gekommen. Mindestens den Segen Jesu und mit dem Segen Trost und Kraft haben alle mitbekommen, vor allem auch jene, die nicht wunderbar geheilt worden waren.

Wer denkt da nicht an die Krankensegnung in Lourdes nach der täglichen Sakramentsprozession? Keiner der vielen Kranken geht dabei leer aus, auch wenn nur dann und wann der eine oder andere Kranke wunderbar geheilt wird. Und ich denke hier an die Krankensegnung, wie sie im Auftrag Christi und in seiner Vollmacht so manche charismatisch begnadete Priester in unserer Zeit vornehmen (etwa der charismatisch begnadete Servitenpater Gabriel in Rom in der Kirche „Sette fundatori“, oder der Benediktinerpater Bernhard vom Stift Lambach in der Pfarrkirche zu Aichkirchen u.a.).

Segnen auch wir immer wieder die Kranken! Schämen wir uns nicht, ihnen beim Krankenbesuch vor dem Abschied das Segenskreuzchen zu machen! Fordern Sie bitte auch die Priester immer wieder auf, Ihren Kranken den priesterlichen Segen zu spenden! Auch dafür war im Rituale Romanum ein eigener Ritus vorgesehen.

3. Jesus hat das Brot gesegnet, bevor er es wunderbar vermehrt und dann durch die Apostel an die Volksscharen hat austeilen lassen. Bei Mt 14,13 ff heißt es: „Jesus zog sich in einem Boot an einen einsamen Ort zurück, um allein zu sein. Die Volksscharen aber hörten davon und folgten ihm aus den Städten zu Fuß nach. Und als er ausstieg und die vielen Leute sah, wurde er von Mitleid mit ihnen ergriffen und heilte ihre Kranken. Als es aber Abend geworden war, traten die Jünger zu ihm und sagten: „Die Gegend ist einsam und die Stunde schon vorüber. Entlasse daher die Scharen, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen.“ Doch Jesus sprach zu ihnen: Sie brauchen nicht fortzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“ Sie aber sagten ihm: wir haben nichts hier als fünf Brote und zwei Fische. Er aber sprach: „Bringt sie mir her!“ Und er ließ die Scharen sich im Grase lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und SEGNETE sie, brach die Brote und gab sie den Jüngern, die Jünger aber reichten sie den Volksscharen. Und alle aßen und wurden satt...“

Der Herr segnete also die Brote und sie wurden wunderbar vermehrt.

Da hat sich gar manchmal im Lauf der Kirchengeschichte bei Heiligen wiederholt. Ich denke da beispielsweise konkret an den hl. Johannes Bosco, der die wenigen (15 – 20) Brote, die im Oratorium für seine Buben noch vorhanden waren, segnete. Dann teilte er persönlich die Brote an seine Buben aus und jeder der 300 bekam ein Brot.

Vergessen wir auf den Tischsegen über die Speisen, die uns gereicht werden, nicht. Das Tischgebet vor der Mahlzeit ist Segensgebet nach dem Vorbild Christi und der Heiligen. Wir denken hier auch daran, wie die Kirche für die verschiedensten Gegenstände solche Segnungen kennt: Werkzeugsegnung, Autosegnung usw. Immer geht es darum, dass wir beim Segnen den betreffenden Gegenstand schützen, vor allen verderblichen Einflüssen und vor den Angriffen der dämonischen Mächte bewahren. Das kurze, von der Kirche vorgesehene Segensgebet lautet: „Benedic, Domine, nos et haec Tua dona, quae de Tua largitate sumus sumpuri“ (Herr, segne uns und diese deine Gaben, die wir von deiner Güte empfangen...).

4. Jesus hat das Brot beim Letzten Abendmahl gesegnet und in seinen heiligen Leib verwandelt; Er hat den Wein gesegnet und in sein kostbares Blut verwandelt. Im Bericht über die Einsetzung der heiligsten Eucharistie wird das ausdrücklich betont:

Mt 26,26f: „Während des Letzten Abendmahles aber nahm Jesus Brot, SEGNETE es („eulogesas“ = „benedixit“), brach es und gab es den Jüngern mit den Worten: „Nehmet und esset, das ist mein Leib.“

Mk 14,22f: „Und während des Mahles nahm er Brot, segnete es („eulogesas“ = benedicens), brach es und gab es ihnen mit den Worten: „Nehmet, das ist mein Leib!“...“

Lk 22,10ff: Bei Lk ist nur von der Danksagung, nicht vom Segnen die Rede „Und er nahm Brot, sagte Dank („Et accepto pane gratias egit / eucharistesas/“) brach es und gab es ihnen mit den Worten: „DAS ist mein Leib, der für euch hingegeben wird!“...“. das Wort vom Danksagen (eucharistesas) steht bei Mt und Mk nur im Bericht über die Wandlung des Weines, während im Bericht über die Wandlung des Brotes ausdrücklich vom „Segnen“ die Rede ist (benedixit). Es ist darum schade, dass in der jetzigen deutschen Fassung des I. und III. Hochgebetes das lateinische „tibi gratias agens benedixit“ und das „benedixit“ im IV. Hochgebet durchwegs nur mit: „Er sagte dir Lob und Dank“ übersetzt wurde und vom „Segnen“ nicht mehr die Rede ist, dabei müsse es bei den Worten über das Brot heißen: „Am Abend vor seinem Leiden nahm er das Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, erhob die Augen zum Himmel zu dir, seinem Vater, dem allmächtigen Gott, segnete unter Danksagung das Brot, brach es, reichte es seinen Jüngern und sprach: „Nehmet und esset alle davon: das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird!“...“

Es ist – dem griechischen Urtext bei den biblischen Einsetzungsberichten bei Mk und MT entsprechend vollauf berechtigt, vom Segen zu sprechen, den Jesus über das Brot erteilte. In der Kraft dieses seines Segens wandelt er das Brot in seinen Leib. Bis zur Liturgiereform wurde dieses Segnen noch dadurch unterstrichen, dass der zelebrierende Priester dabei über das Brot auf der Patene ein Segenskreuz machte.

Es geht hier jedenfalls um den kräftigsten Segen, den Christus und in seinem Auftrag und mit seiner Vollmacht der Priester „in persona Christi“ dem Brot spendet, denn kraft dieses Segens vollzieht sich am Brot, wie wir fest glauben, jene einzigartige, wunderbare Umwandlung der Substanz des Brotes in den Leib Christi, so dass Christus dann wahrhaft und wirklich unter der Gestalt des Brotes gegenwärtig ist.

Ist das nicht überhaupt der Sinn allen Segnens, dass Christus gegenwärtig wird mit seiner Gnade, mit seinem Geist, mit seinem Sakrament. Dann aber gilt: wo Christus zugegen ist, da ist mit ihm und in ihm und durch ihn Segen vorhanden. Und je tiefer mit Christus durch die Gnade oder durch das Weihesakrament ein Mensch verbunden ist, desto segensmächtiger ist er. Denn woher kommt aller Segen? Woraus fließt aller Segen? Aus der liebenden Ganzhingabe Christi! Aus seinem Lebensopfer auf Golgotha, das er beim Letzten Abendmahl antizipierte und das er in jeder Messfeier wieder sakramental-mystisch gegenwärtig setzt. Das ist auch der Grund, warum wir ausnahmslos im Zeichen des Kreuzes segnen. Das Kreuz ist das Segenszeichen schlechthin. Dazu segnen wir: Um auf die Menschen und in all ihre Bereiche die gnadenspendende, aufrichtende, wandelnde, schützende, tröstende, leben-erhaltende und –vermehrende Kraft der sich für uns hinopfernden Liebe Christi herabzuholen.

5. Jesus hat vor seinem Abschied aus dieser Welt – bei seiner Himmelfahrt seine Jünger gesegnet:

Lk 24,50f: „Er führte sie aber hinaus bis in die Nähe von Betanien, erhob seine Hände und segnete sie (et elevatis manibus suis benedixit eis) . Und es geschah, während er sie segnete (Et factum est: dum benediceret illis) schied er von ihnen und wurde in den Himmel emporgehoben...“

Dieser Abschiedssegen, den Jesus den Seinen vor seiner Himmelfahrt erteilte, ist wieder ungemein vielsagend. Auch wir sollten nie voneinander auf längere Zeit Abschied nehmen, ohne einander zu segnen. Jedenfalls sollten die Gläubigen vom Priester, dem Stellvertreter Christi, immer den Abschiedssegen erbitten, so wie der Priester am Ende der Eucharistiefeier zum Abschied den Gläubigen immer zuerst den Segen erteilt, bevor er sie mit den Worten: „Ite, missa est!“ entlässt. Das aber ist seit der Liturgiereform im deutschen Missale etwas besonders Erfreuliches, dass es jetzt 20 Formulare eines feierlichen Schlusssegens gibt. Mit Recht sind sie im 37. Rundbrief aus dem Messbuch der Kirche abgedruckt worden mit der Bemerkung: „Niemandem ist es verwehrt, privat diese Segenstexte zu benutzen...

Hier gehört dann als sechster und letzter Punkt aus dem Beispiel und der Lehre Christi über das Segnen noch dies erwähnt:

6. Jesus hat seine Jünger und alle an ihn Glaubenden aufgefordert, einander zu segnen und nicht einander zu fluchen oder gar zu verfluchen. Bei Lk 6,28 lautet die Weisung Jesu: „Segnet jene, die euch fluchen und betet für die, die euch verleumden!“

An diese Weisung Jesu haben sich dann die wahren Jünger des Herrn allzeit gehalten.

Darum die Mahnung des hl. Paulus im Röm 12,14: „Segnet, die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht!“ Der hl. Paulus hielt sich selbst daran und schrieb darum im Röm 15,29: „Ich weiß, dass ich, wenn ich zu euch komme, mit der Fülle des Segens Christi zu euch kommen werde.“ Im 1 Kor 4,12 schreibt der Völkerapostel über seine allzeit geübte Haltung: „Man flucht uns, wir segnen.“

Wie der hl. Paulus, so hat auch der hl. Petrus ganz ähnlich im 1 Petr 3,9 die Mahnung gegeben: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung. Im Gegenteil, segnet einander, denn dazu seid ihr berufen, damit ihr Segen erbet!“

Wenn wir allzeit Segnende und nicht Fluchende und Verfluchende sind und wenn hinter unserem Segnen allzeit auch unsere tätige Gottes- und Nächstenliebe steht, dann werden wir sicher einmal nach dem Willen Christi zu den GESEGNETEN seines Vaters gehören und am Ende der Zeiten die Vollendung des Segens empfangen: „Kommt, ihr GESEGNETEN meines Vaters, nehmt das reich in Besitz, das euch seit Grundlegung der Welt bereitet ist!““ (Mt 25,34).

Zu diesen GESEGNETEN gehört seit ihrer Unbefleckten Empfängnis und erst recht seit ihrer Aufnahme in den Himmel mit Seele und Leib die jungfräuliche Mutter Jesu Christi in allererster Linie. Sie ist die „Benedicta inter mulieres, die Gebenedeite, die gesegnete unter den Frauen; sie ist aber auch – wie ihr göttlicher Sohn, ihre gebenedeite Leibesfrucht, zum SEGEN für alle Menschen geworden. Ihr hat Jesus Christus – darüber können wir sicher sein – Segensmacht in Fülle verliehen. Sie spendet uns ihren Muttersegen, wenn wir sie kindlich lieben und verehren.

Es ist darum sinnvoll, dass all jene, die dem Fluch entgegensetzen wollen in unserer Zeit und die – statt zu fluchen und zu verfluchen – aus ihrer gelebten Christusverbundenheit SEGNEN wollen und zum SEGEN für viele werden wollen, sich zu einem MARIANISCHEN SEGENSKREIS zusammenschließen und dies dann auch durch ein besonderes SEGENSMITTEL, das uns Maria geschenkt hat, durch das Tragen der WUNDERTÄTIGEN MEDAILLE manifestieren.

Ich kann nur aus innerster Überzeugung zum Beitritt zu diesem MSK aufmuntern und kann abschließen nur nochmals daran erinnern, was der MSK will:

1. Der MSK will zu einem wahrhaft christlichen, christusverbundenen Leben im Gnadenstand anhalten, damit viele zum SEGEN für andere werden.

2. Der MSK will dazu beitragen, dass die Priester und die gläubigen Laien sich ihrer SEGENSMACHT bewusst werden, denn nicht nur die Priester, sondern auch alle getauften und gefirmten Christen im Gnadenstand können und sollen segnen, vor allem die Väter und Mütter ihre Kinder, die Ehegatten einander, die Gesunden die Kranken usw.

3. Der MSK will alles tun, damit möglichst viele Katholiken in Christus tatsächlich zu SEGNENDEN werden.

4. Der MSK will überall hin den SEGEN CHRISTI und seiner Mutter tragen und dadurch die Welt zu einer Welt GOTTES machen.

5. Der MSK will –unter der geistigen Mutterschaft und Führung der seligsten Jungfrau Maria – eine GEMEINSCHAFT von SEGNENDEN sein.

6. Der MSK will – entsprechend den vielen Mahnungen der hl. Schrift – den Kampf gegen die bösen Mächte und Gewalten bewusst aufnehmen durch das Beten des kleinen Exorzismus.

Uns allen, die wir unsere himmlische Mutter mit ihrem göttlichen Kind bitten: „Maria mit dem Kinde lieb uns allen deinen Segen gib!“, uns allen gilt das Wort, das Gott zu Abraham und seinem größten Nachkommen gesprochen hat: „ICH WILL DICH SEGNEN UND DU SOLLST EIN SEGEN SEIN!“

Segnen wir auch uns selbst immer wieder, indem wir uns signieren mit dem „signum crucis“, mit dem Zeichen des Kreuzes, das wir immer andächtig, fromm und gesammelt über uns machen am Morgen, am Abend jeden Tages und bei vielen anderen Gelegenheiten, und wenn der mit besonderer Segensgewalt ausgestattete Priester über uns das Segenskreuz macht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen